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Sa!nt on Trip

REC Trophäenjunkie

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Dienstag, 10. Januar 2023, 20:23

Review: Scorn



Scorn wurde schon 2016 erstmalig angekündigt. Lange wurde es still um dieses Projekt, bis es Ende 2022 letztendlich seinen Weg auf die neuesten Xbox-Konsolen sowie den PC schaffte. Schon die ersten Bilder machten deutlich, hier hat man es mit einem besonders düsteren Spiel zu tun, denn vor allem die Spielwelt im Stil von H.R. Giger, Schöpfer des wohl bekanntesten unheimlichen Wesens aus einer anderen Welt machten das Game interessant. Auch sollte es kein 08/15-Spiel mit den üblichen Shooter-Elementen werden, sondern auch die Survival-Fans erfreuen.

Der Spieler übernimmt die Kontrolle über einen Humanoiden in einer fremden Welt, der sich dort feindlichen Organismen erwehren und Rätsel lösen muss. Falls nun Fragen aufkommen, warum...nunja, hier ist gleich einer der größten Schwachpunkte des Spiels, denn eine Story existiert eigentlich gar nicht. Man erfährt gar nicht, wo man sich befindet, wer/was man ist und aus welchen Beweggründen man dieses Abenteuer bestreitet. Dialoge, Dokumente, Erklärungen - gibt's nicht. So manövriert man sich einfach nach vorne und löst einige Rätsel, die teilweise recht fordernd sind. Einige Spieler dürften wohl mit dicken Fragezeichen durch die gruselige Welt zockeln, weil mangels Erklärungen einige Schalter oder Rätselelemente nicht sofort klar sind und das Gameplay durchaus als zu langsam empfunden werden kann (ein Grund, warum die zweite Hälfte des Spiels mit seltenen Erfolgen gepflastert ist, die von weniger als 10 % der Spieler errungen wurden).

Wie bereits eingangs erwähnt ist die gesamte Spielwelt im Stil des Künstlers H.R. Giger gestaltet. Sämtliche Bereiche sind eher düster, mit wenig Beleuchtung und teils dichtem Nebel versehen. Erinnert sich jemand daran, als ahnungslose Protagonisten in den ersten beiden Alien-Filmen das fremdartige Raumschiff und den feucht-düsteren Korridor zum Nest betraten? So schaut ein Großteil der Umgebung aus. Musik kommt kaum zum Einsatz, und wenn ist diese ebenfalls sehr düster geraten. Einige Stellen weisen auch ziemlich deutliche sexuelle Anspielungen auf, so z.B. Statuen gegen Ende des Spiels. Atmosphärisch wurde hier definitiv alles richtig gemacht. Das Spiel punktet aber nicht nur mit seinem Grusel-, sondern auch mit seinem Ekelfaktor, sofern man kein Sensibelchen ist. Je weiter man vorankommt, desto stärker ist die Welt mit Blut, Gedärmen und anderem organischen Gewächs überwuchert. Mehrere stumpfe Gewalt- oder Operationsszenen sind mit deftigen Geräuschen unterlegt und erfordern einen starken Magen. Definitiv also kein Spiel für Leute, die mit gewöhnlichen Goreeffekten bereits an ihre Grenzen kommen.

Neben Rätseln bietet das Spiel noch Shooter-Elemente. Bis zum ersten Feindkontakt dauert es ein Weilchen, aber der Spieler ist in Scorns Welt definitiv nicht allein unterwegs. Undefinierbare, aber dennoch aggressive Wesen kreuzen einem ab und zu den Weg, welche gerne mal mit Säure spucken. Ein Xenomorph kommt leider nicht vor, aber das wäre auch irgendwie fehl am Platze. Um sich den Biestern zu erwehren, stehen bis zu 4 Waffen zur Verfügung. Für viele Shooter-Fans zu wenig, aber ein Ballerspiel will Scorn auch gar nicht sein. Im Gegenteil, Gegner, Munition und auch Heilung sind eher spärlich gesäht. Der Spieler muss auch nur lediglich einen Bosskampf gegen Ende des Spiels bestreiten. Verlaufen kann man sich übrigens eher kaum, auch wenn einige Passagen ziemlich groß wirken, da die Rätsel nacheinander aufbauen. Auch wenn Schlaulevels normalerweise nichts sonderlich positives sind, hier ist man irgendwie froh, nicht mehrere Puzzles gleichzeitig ohne Textunterstützung lösen zu müssen.

Das Gameplay ist zwar ziemlich ruhig geraten, bietet aber auch einige unfaire Momente. Der Spieler wird im ersten Drittel von einer Kreatur angegriffen und quasi mit ihr "infiziert", wodurch man fortan als Wirt herhalten muss. Immer wieder gibt es Momente, bei denen die Entwicklung des Parasiten voranschreitet und bei denen man dummerweise Lebensenergie verliert. Besonders unpraktisch, wenn man gerade keine Heilung mehr in Petto hat. Auch einige Gegner sind durchaus unpraktisch platziert, aber es gibt glücklicherweise auch die Möglichkeit, einfach an ihnen vorbeizulaufen. Dank geringer Munitionsvorräte sollte man ohnehin nicht allzusehr herumballern.

So atmosphärisch dicht das Spiel auch ist, es ist leider auch recht kurzweilig geraten. Nach etwa 6-8 Stunden betrachtet man schon die Endsequenz. Einen Anreiz, es nochmal zu spielen gibt es nicht. Optisch ist Scorn zwar sehr gut gelungen (trotz einiger unscharfer Texturen), aber eine fehlende Story macht aus dem Ganzen irgendwie einen Horrorausflug ohne Höhepunkte. Alien- und Rätselfans werden hier sicher einen Blick wagen, aber das wahrscheinlich auch nur einmal.

Pro:
+ düstere Welt mit H.R. Gigers Handschrift
+ knackige Rätsel


Kontra:
- praktisch keine Handlung
- recht kurz
- teils unscharfe Texturen


Wertung: 6/10

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Sa!nt on Trip« (10. Januar 2023, 20:29)