Im Zuge der Lektüre des hiesigen Religionsthreads hat mich der Begriff
Nahtoderfahrung auf einen interessanten Gedankengang gelenkt, den ich an dieser Stelle gern mit euch teilen möchte. Ich habe mir überlegt: Merch, hab ich mir überlegt (ja, in Gedanken nenn ich mich so, wenn ich hier unterwegs bin, aber nicht nur dann - aber das ist eine andere Geschichte, vielleicht mach ich da auch nen Thread drüber auf, egal jetzt), wir leben doch eigentlich in einer Zeit, in der wir uns so sicher wie noch niemals zuvor in der Menschheitsgeschichte fühlen dürfen. Vorausgesetzt, wir sind nicht ernsthaft erkrankt, ist der Tod in unserem Alltag unvorstellbar weit weg.
Frag mal deine Großeltern, Merch, hab ich mir gesagt - frag die mal, wie das denn im Krieg so war. Der Tod muss ein ständiger Begleiter in Gedanken gewesen sein. Oder die Großeltern deiner Großeltern. Da lag die Medizin noch weit zurück, Diagnosen, die wir heute zum Teil verspotten, waren damals einem Todesurteil ebenbürtig.
Und heute? Heute sitze ich hier, geschützt durch meine seitens des Staats penibel gewahrten Grundrechte, die die Chancen meines Ablebens durch Obdachlosigkeit, Hunger oder Durst auf einen Wert stark gegen 0,00 tendierend senken. Und sollte mein medizinischen Zustand sich doch mal unvorhergesehen zum Schlechten wenden, sei es durch Unfall oder Krankheit - der nächste Rettungsdienststandort ist keine drei Fahrtminuten von mir entfernt.
Ich bin also zu dem Schluss gekommen, dass wir in der Postmoderne in einer Zeit der Ferntoderfahrungen leben. Vielleicht ist es ja zur Abwechslung mal viel interessanter, darüber zu philosophieren, was diese zweifelsfrei bestehende Abstinenz der bewussten Todesgefahr bei den meisten von uns in unserem Alltag mit uns macht, anstatt in vagen Nahtoderfahrungen nach einem eventuellen Leben nach dem Tode zu bohren!
Ich bin auf eure Ausführungen mehr als gespannt!