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Sander Cohen

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Montag, 14. April 2014, 20:48

Review: Bayonetta

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Wenn es einen feuchten Traum in der Welt der Videospiele gibt, dann ist es Bayonetta. Die Hauptperson dieses Spiels benutzt ihre Ganzkörper-Behaarung um den Engeln des Himmels mal ordentlich zu zeigen, wo der Hammer hängt. Das Bayonetta dabei fast nackt ist, scheint die Engel nicht zu stören, immerhin ist es das Letzte, was sie dann noch sehen können, bevor sie brutal zerfetzt werden. Grund genug für mich, um hinter dieses Spiel zu schauen, das so manchen Kerl die Lustperlen, öhm Schweißperlen auf die Stirn treiben wird.

STORY & CHARAKTERE

Die Story ist stellenweise so verzwickt, dass selbst ich sie nach mehrmaligem Durchspielen noch nicht ganz verstanden habe. Es geht auf jeden Fall um Bayonetta, die nach 500 Jahren aus ihrem Seegrab befreit wird. 500 Jahre im See zu verrotten muss echt heftig sein, denn nach dem Aufwachen tut Bayonetta das, was sie am besten kann, nämlich Engeln ordentlich den Arsch zu versohlen. Hintern kann man es vornehm nennen, aber was Bayonetta so alles anstellt, ist alles andere als vornehm. Dass die Engel Bayonetta angreifen hat natürlich seinen Grund. Bayonetta ist eine Hexe und Hexen dienen meistens der Hölle als dem Himmel und außerdem suchen die Engel nach einem bestimmten Gegenstand. Alles sehr verzwickt und kompliziert bei Bayonetta, aber so muss es auch sein, denn eine Story darf verzwickt und kompliziert sein, wenn sie dem Spieler bei der Stange hält und das ist bei Bayonetta der Fall. Kurz gesagt, die Story ist toll, zieht sich wie ein roter Faden durch das Spiel und die Story wird durch Antonios Tagebücher und durch Zwischensequenzen weiter erzählt.

So skurril die Story ist, so skurril sind die Charaktere. Die Charaktere besitzen alle ein markantes Erscheinungsbild sowie eine Vergangenheit und Emotionen. Gepaart wird das ganze mit einer ausgezeichnenten Mimik und Gestik. Hinzu kommen Glaubwürdigkeit und zusätzliche Kostüme für Bayonetta und Jeanne, die wiederrum ihren eigenen Charme besitzen und somit zur Atmosphäre beitragen. Was man Story und Charaktere über dies sehr hoch anrechnen muss ist der Humor. Das ganze Spiel besitzt seinen eigenen Humor, der immer Over-the-Top ist.

Es gibt nur zwei Kritikpunkte zu vergeben. Zum einen ist die Story teilweise so komplex, dass man überlegen muss, worum es eigentlich wirklich geht. Es sind zu viele Handlungsstränge, die zusammen kommen. Wir haben Bayonetta und Jeanne, Vater Balder und Jubileus, Rodin und Enzo und schließlich noch Cereza und Luka als Handlungsstränge, die alle miteinander verwoben sind. Der zweite Kritikpunkt bezieht sich auf die Bösewichte Vater Balder und Jubileus. Während Balder noch Charakter besitzt, geht Jubileus als Endgegner komplett unter. Natürlich ist der Kampf episch, aber mehr Infos zu dem Endgegner, den man so quasi gar nicht kennt, hätten nicht geschadet.

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GEGNER

Insgesamt gibt es über 30 verschiedene Gegner in Bayonetta, die alle mit dem Spieler in ihrer eigenen, himmlischen Sprache kommunizieren und die alle neben Stärken und Schwächen auch noch unterschiedliche Waffen benutzen und besitzen. Das Gegnerdesign ist abgefahren und zu jedem Gegner gibt es Infos, die man lesen kann. Ebenfalls schön gemacht wurden die Intros in Form eines Buches, die bei jedem Gegner gezeigt werden und den Gegner dadurch dem Spieler mit Namen vorstellen.

Die Gegner tauchen zu Land, zu Wasser und aus der Luft auf. Manche Gegner werden durch Flammen zusätzlich noch stärker und schwieriger, wenn es darum geht, sie zu besiegen. Für nahezu jeden Gegner hat Bayonetta unterschiedliche Folterangriffe parat, die dem Gegner meistens auch sofort danach töten.

Richtig fett wird es, wenn die Kardinaltugenden erscheinen. Diese fetten Bossgegner sind den Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde zugeteilt und sind inszenatorisch bombastisch geworden. Hinzu kommt ein epischer Endkampf, der das Spiel würdig abschließt. Insgesamt gilt für die Gegner und Bossgegner, dass diese mit den Schwierigkeitsgraden immer stärker und angriffslustiger werden. Eine kleine Überraschung gibt es im Spiel, wenn man 10 Mio. Heiligenscheine gesammelt hat, dann nämlich folgt der härteste Bosskampf im Spiel, nämlich gegen Rodin.

Die Gegner sind gut gelungen, es gibt aber Abzüge, weil die sechs Bossgegner und der eine Endgegner zu wenig sind. Zwar tauchen die Bossgegner immer mal wieder später im Spiel nochmal auf, aber das Bossgegner-Recycling hätte nicht sein müssen. Außerdem werden die Gegner und Bossgegner mit den richtigen Zubehörteilen zu einem Kinderspiel und das selbst auf dem harten Klimax-Modus. Last but not least hat Gott seine Engel nicht mit Intelligenz bestückt. Die Gegner sind dümmer als eine Brezel.

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WAFFEN & EXTRAS

Insgesamt stehen Bayonetta 11 Waffen und 10 Engelswaffen zur Verfügung, die wiederrum mit zwölf verschiedenen Zubehörteilen kombiniert werden können. Waffen bekommt beim Händler Rodin, sobald man ihm Schallplatten gibt, welche in den Kapiteln verstreut sind. Bayonetta kann übrigens zwei Waffensets anlegen, bei denen ihr bestimmt, welche Waffen und welches Zubehör sie pro Waffenset benutzen soll. Insgesamt stehen Bayonetta über 400 verschiedene Angriffe mit den Waffen zur Verfügung.

Der Händler Rodin verkauft in seinem Shop (Gates of Hell) 11 Gegenstände, 14 Schätze und 12 Techniken sowie verschiedene Lutscher. Die Lutscher sorgen dafür, dass sich Bayonettas Gesundheit wieder herstellt oder dass sie stärker wird oder sogar kurz unverwundbar wird. Da Rodin nur begrenzt Lutscher verkauft, müsst ihr den Rest selbst zusammenbrauen, mit Hilfe eines Braukessels. Klingt kompliziert, ist aber relativ einfach. Diese Brauzutaten findet ihr überall und könnt sie sogar regelrecht farmen.

Bayonetta ist ein japanisches Spiel, das bewusst nicht westlich orientiert ist. Das Spiel besitzt ein eigenes Alphabet und zahlreiche Anspielungen auf andere Spiele wie Okami, Sonic, Devil May Cry und Resident Evil 4. Das ist kein Wunder, denn der Macher von Bayonetta hat damals Devil May Cry erschaffen und das Team von PlatinumGames besteht fast komplett aus ehemaligen Capcom-Arbeitern, nämlich zum Teil aus denen, die Okami gemacht haben.

Daneben bietet Bayonetta zahlreiche Extras wie kleine Minispiele, Galerien mit Bildern und Artworks sowie den Soundtrack, den ihr euch anhören könnt. Darüber hinaus könnt ihr zwei Charaktere freischalten und es können Kostüme erworben werden. Und da es Standard in Spielen ist, könnt ihr auf die Jagd nach Achievements und Trophäen gehen.

Sammler können separat im Handel solche Sachen wie Lösungsbücher, Actionfiguren, Soundtrack und Artbook kaufen. Wer sich vorher über Bayonetta schlau machen möchte, der sollte die tolle japanische Webseite des Spiels besuchen.
Einen kleinen Schwachpunkt gibt es leider, denn bei all den Extras fehlt leider ein Making-of, welches alles noch einmal perfekt abgerundet hätte.

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GAMEPLAY

Die Steuerung von Bayonetta ist so einfach, dass man es im Automatik-Modus sogar mit nur einer Hand spielen kann. Das Gameplay allgemein ist sehr flüssig und wird mit Quick-Time-Events, Minispielen und dem steuern eines Fahrzeuges ergänzt, wodurch das Gameplay wiederrum abwechslungsreich wird.

Das Gameplay wird ebenfalls durch Bayonettas Haaren ergänzt, welche mächtige Dämonen bilden können und durch die Krähen- und Pantherform, mit der Bayonetta für kurze Zeit fliegen oder schnell rennen kann.

Neben dem abgedrehten Leveldesign gibt es fünf unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, die jedem Spieler zufrieden stellen werden. Als Bonus zu den kleinen Minispielen im Hauptspiel gibt es noch die Alfheim-Portale, bei denen man Gegner auf bestimmte Art und Weise töten muss.

Die Kapitel sind in Verse unterteilt, was das ganze überschaubarer macht. Außerdem kann jedes Kapitel frei angewählt und gespielt werden. Ebenso gibt es für Anfänger und Neulinge ein Trainigstutorial. Gespeichert wird in Bayonetta automatisch mit Kontrollpunkten, man kann aber auch manuell speichern.

Kleiner Wermutstropfen des Spiels ist es, dass das Gameplay chaotisch und hektisch sein kann. Viele Spieler, die Hektik nicht mögen oder an Epilepsie leiden, sollten dieses Spiel-gewordene Effektfeuerwerk daher nicht spielen.

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GRAFIK & SOUND

Die Grafik von Bayonetta ist detailliert, belebt und zahlreiche Effekte auf dem Bildschirm sorgen für ein geniales Feuerwerk. Hinzu kommen die Licht- und Schatteneffekte im Spiel, die alle wunderbar umgesetzt worden sind. Die Hexenzeit, welche normalerweise ein Gameplay-Element ist, sorgt für farbige Abwechslung auf dem Bildschirm.

Leider sind viele Texturen im Spiel matschig und wirken teilweise gar nicht NextGen, aber da muss man schon wirklich Zentimeter für Zentimeter durch das Spiel wandern und sich alle Texturen genau anschauen.

Beim Sound sieht es ähnlich aus. Der Sound schließt sich nahtlos der genialen Grafik an. Bombastische Musikstücke mit epischen Chören gepaart mit tollen Toneffekten, welche wiederrum gepaart sind, mit sehr guten englischen Sychronsprechern – das alles bildet den Sound von Bayonetta, der ein akustisches Feuerwerk entfacht.

Leider steht der Soundtrack an manchen Stellen zu sehr im Vordergrund und auch Ruhephasen, wo mal keine Musik im Hintergrund läuft, sind selten.

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FAZIT

Bayonetta steht bei mir auf Platz 2 meiner Alltime-Favourites. Das liegt an dem durchgeknallten Spiel selbst. Man merkt dem Spiel seinen japanischen Touch an und das ist erfrischend anders. Ist Bayonetta besser als Devil May Cry oder God of War? Nein! Während Devil May Cry und God of War die westlichen Spieler ansprechen soll, so will Bayonetta einfach nur japanisch sein. Japanisch, abgedreht und Over-the-Top. Genau deswegen liebe ich das Spiel so sehr. Und ganz ehrlich: Bayonetta hat so viel Erotik im Blut, sowohl der Charakter als auch das Spiel selbst, dass man hier von einem wahrgewordenen feuchten Traum in Videospielformat reden kann. Zumindest diejenigen, die noch in der Pubertät sind. Erwachsene dagegen driften in ihre eigenen Fantasien ab und sabbern vor sich hin. Bevor ich diese Review selbst voll sabbere belasse ich es bei einem einfachen und kurzem Wort, nämlich: PFLICHTKAUF!

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WERTUNG

9 von 10
Getestet auf Playstation 3
Publisher: Sega
Entwickler: Platinum Games
Plattformen: Playstation 3, Xbox 360

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