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Sander Cohen

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Freitag, 23. August 2013, 12:57

Angelas Tagebuch: Zwei Übersetzungen

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11.August 2005:

Ich habe heute die Fotos gesehen. TerraSave hat einige Bilder auf deren Homepage veröffentlicht, es sind Fotos von den Opfern der medizinischen Studie von WilPharma, die sie in Indien durchgeführt haben.

Warum haben sie so schreckliche Dinge getan? Und warum hat sie niemand aufgehalten, bevor alles außer Kontrolle geriet? Denn so was ist sicher nicht Bestandteil einer medizinischen Studie.

Wenn das, was auf den Bildern zu sehen ist wahr ist, darf WilPharma damit niemals durchkommen, auch wenn es eine legale Studie war.

Gemäß TerraSave’s Homepage werden sie sich an den Internationalen Strafgerichtshof wenden, falls die Regierung keine Untersuchung einleiten und WilPharma zur Rechenschaft ziehen wird.

Meine Liebe, ich frage mich, ob ich besser auf deinen Vater hätte hören sollen... Wenn er der Meinung war, dass WilPharma ein Problem ist, dann... Ich muss die Wahrheit herausfinden. Warum hat WilPharma diese Studien gerade in Indien durchgeführt? Und warum schweigen sie zu diesem Thema?

15.August 2005:

Heute bat mich der Chief um ein Gespräch unter 4 Augen. Anscheinend hat ihn jemand informiert, dass ich Nachforschungen bezüglich WilPharma anstelle. Ich wusste, dass das passieren würde.

Ich gefalle ihnen nicht, seitdem dein Vater zu WilPharma ging und verhaftet wurde. Sie mögen es nicht, dass ich, die Schwester eines Kriminellen, bei der Polizei bin.

Mich kümmern deren kindische Versuche, mir ein schlechtes Gewissen einreden zu wollen nicht. Es ist mir egal, wenn sie sich mit mir anlegen, aber es ist etwas anderes, wenn sie es an meinen Männern auslassen. Das darf ich auf keinen Fall zulassen.

Als sie meinem Team beitraten, wohl wissend, dass ich einigen ein Dorn im Auge bin, war ihnen klar, dass es für sie keine Beförderungen mehr geben würde und sie alle kamen damit klar. Ich bin froh, dass sie auf meiner Seite sind, aber sie haben Familie und verdienen ihre Beförderung. Auf keinen Fall möchte ich, dass sie Nachteile erleiden, nur weil sie freundlich genug sind, mich zu mögen.

Curtis wollte, dass WilPharma ein paar Dinge bezüglich ihrer Anlagen erklärt. Ich glaube nicht, dass es falsch von ihm war, dies zu wollen.

Aber ich muss eingestehen, dass Curtis zu weit gegangen ist. Es ist nicht verwunderlich, dass er verhaftet wurde, bedenkt man, was er getan hat. Wenn ich anders Denken würde, hätte ich meinen Beruf ganz sicher verfehlt.

19.August 2005:

Die Entwicklung eines neuen Medikaments verbraucht Unmengen an Geld und Zeit.

Erst müssen die einzelnen Chemikalien erforscht werden, dann müssen sie wieder und wieder an Tieren experimentieren, bevor man glaubt, dass es sicher genug ist, eine medizinische Studie durchzuführen. Es kostet ungefähr 10 Milliarden und dauert ca. 10 Jahre.

Doch die Investition lohnt sich. Natürlich gibt es finanzielle Risiken. Je weniger Risiken, desto besser. Alle versuchen, soviel Zeit und Geld wie möglich zu sparen und somit das Risiko zu minimieren. Sie glauben, dass es billiger ist, diese Studien im Ausland durchzuführen.
Besonders in Asien. Auf einer Website war mal zu lesen, dass es nicht nur billiger ist, sondern man auch mehr Menschen hat, an denen man die Studie durchführen kann. Und das ist nicht nur WilPharma’s Denkweise, auch andere Pharmazeutische Unternehmen denken so. Da diese Pharmakonzerne auch alle solche Studien durchführen, ist es klar dass sie alle schweigen, wenn so etwas schief läuft wie bei WilPharma, denn es betrifft sie alle. Und da sie alle solche Studien durchführen, sollte man die Schuld auch nicht alleine bei WilPharma suchen.

Hat Curtis etwas gewusst?

WilPharma schweigt noch immer zu dem Thema. In dieser Stadt spricht das Thema niemand auch nur an.

23.August 2005:

Einige Leute wurden heute verhaftet. 6 College Studenten aus dem Osten, die gekommen waren um WilPharma anzuklagen, gerieten in eine Diskussion mit einem Zimmermann, als sie ein paar Drinks zu sich nahmen und das Ganze endete in einer Schlägerei.

Das hier ist keine große Stadt. Es klingt vielleicht unfair in den Augen dieser Studenten, aber WilPharma in dieser Stadt anklagen zu wollen ist keine gute Idee. Die Leute hier bewundern WilPharma und wollen nicht sehen, wie es verklagt wird. Immerhin war es das Unternehmen, das dieser kleinen alten Stadt Hoffnung und Reichtum brachte. Vor 10 Jahren war die Stadt fast am Ende.

Der wirtschaftliche Einfluss, den WilPharma mit sich brachte ist gigantisch. Ganz gleich welche Probleme Davis in seiner Persönlichkeit hat, er wird bei der nächsten Wahl wieder gewinnen und als Repräsentant dieser Stadt nach Washington gehen. Diese Stadt hat sich sehr verändert. Fast alles hat sich hier verändert, seit dein Vater und ich unsere Jugend hier verbrachten. Ich frage mich, wo dein Vater jetzt sein könnte.

26.August 2005:

An meinem freien Tag reiste ich nach Washington D.C. Ein alter Freund von mir stellte den Kontakt zu einem Forschungsleiter eines Pharmaunternehmens her. Seiner Meinung nach, ist es sehr selten dass so massive Nebenwirkungen bei einem Ausbruch wie dem von WilPharma auftreten. Aber natürlich konnte er das nicht völlig ausschließen. Tatsächlich erinnerte er sich an einen mysteriösen Fall, der Auftrat, als er gerade neu bei einem Pharmaunternehmen angefangen hatte. Er wollte jedoch keine Details verraten. Ich fragte ihn, mehr so aus Spaß, ob das Medikament (eins, an dem sie zur Zeit des mysteriösen Falls gearbeitet hatten) in Apotheken zu kaufen ist. Er lächelte nur bitter.

Anscheinend reden die Leute in der Pharmaindustrie sehr oft über WilPharma. Es ist kein Geheimnis, dass die Existenz des Unternehmens in Gefahr ist, nachdem der Unfall bekannt wurde. Und doch scheint es, als gäbe es noch einen anderen Grund, warum das Unternehmen beharrlich schweigt.

Einige Leute haben Gerüchte gehört, nachdem WilPharma einen Geheimen Vertrag mit dem Pentagon hat. Natürlich ist das nur ein Gerücht und mehr als das hat auch noch niemand gehört.

27.August 2005:

Ich habe bei Kato’s Bar vorbei geschaut. In seinem akzentuierten Englisch sagte er ständig, dass seine Bar so gut wie Pleite ist. Er hat sich überhaupt nicht verändert, seit ich ihn das letzte mal gesehen habe. Ich habe einen interessanten Kerl in der Bar kennengelernt. Seine Familie ist aus Mexiko und es scheint, als seien sie eine der Millionäre dort. Stolz sprach er davon, wie er schon in 132 Ländern gewesen ist. Zur Zeit arbeitet er als Fahrer, der abgestellte Mietwagen zurück zum Büro fährt. „Ich werde dafür bezahlt, durch die ganzen Staaten zu fahren“, meinte er. Ich fragte ihn, ob er vielleicht deinen Vater gesehen hat. Doch er meinte einfach nur nein. Natürlich hat er das nicht.

09.September 2005:

Heute gab es ein paar Neuigkeiten bezüglich der Stadt. Es scheint, als wollten sie dieses Jahr wieder eine Trauerfeier abhalten. Doch es ist nur ein kleines Event bevor der Winter anfängt und in einer Stadt, die 100 Meilen entfernt ist. Sie halten die Stadt noch immer geschlossen. Ich habe gehört, dass der Kongress zwar Untersuchungen dort durchgeführt hat, doch ist es unklar, ob die Ergebnisse jemals veröffentlicht werden.

7 Jahre ist es nun schon her. Das Leben geht weiter, aber ich erinnere mich an die gemeinsamen Tage, als wäre es erst gestern gewesen.

Ich erhielt heute einen Anruf von einem alten Freund. Unser gemeinsamer Freund muss ihm gesagt haben, dass ich D.C. besuche. Er hat sich mittlerweile niedergelassen und hat drei Töchter. Er meinte, ich solle akzeptieren, was in der Vergangenheit passiert ist und versuchen, mein eigenes Glück zu suchen. Vielleicht hat er recht und ich bin noch immer nicht über meine Vergangenheit hinweg. Aber wie soll ich das alles einfach hinter mir lassen, wenn ich nicht die Wahrheit darüber weiß, was wirklich passiert ist? Das kann ich einfach nicht. Ich kann nicht einfach so tun, als wäre das ok für mich.

13.September 2005:

Ich habe einen Immobilienmakler in dein Haus gebracht, um ein Gutachten erstellen zu lassen. Doch ich kam zu dem Schluss, dass ich es einfach nicht kann. Heute Nacht werde ich in deinem Bett schlafen, wie ich es früher gemacht habe.

17.September 2005:

Heute konnte ich endlich jemanden von TerraSave treffen. Er war Generalsekretär, als Curtis noch hier für sie gearbeitet hat. Ich konnte ihn noch nie leiden, er tut immer so, als sei er besonders schlau, aber mir war sofort klar, dass er Details über die medizinische Studie von WilPharma in Indien kannte. Doch irgendwie sah er in mir eine Spionin oder jemand, die von der Harvardville Polizei geschickt wurde. Er weiß dass es für uns Leute, die gegen WilPharma sind, schwer ist, in Harvardville zu leben.

Er weiß dass es eine sehr verschlossene Stadt ist für Menschen, die etwas differenzierter denken.

Also denkt er, dass jetzt, wo mich die Polizei nach den Taten meines Bruders nicht mehr mag, ich versuchen will mich zu beweisen, indem ich ihnen zeige, was ich alles für Informationen besorgen kann, indem ich einfach hingehe und jemanden von TerraSave, WilPharma’s größtem Feind, Fragen stelle. Ich konnte nicht eine von den Fragen stellen, die ich eigentlich fragen wollte. Was mach ich überhaupt hier?

29.September 2005:

Ich bin heute mit ein paar SRT-Jungs (Special Reaction Team) ausgegangen. Zum Teil war es
für einen Neuling, der unserem Team gerade beigetreten ist.

Greg sagte etwas, das er immer sagt wenn er betrunken ist. Was Curtis getan hat, war zwar ein bisschen zu viel des Guten, aber dennoch hätte er das Richtige getan.

„Wenn ich jemand Wichtiges verloren hätte, so wie er, und ich wüsste, dass es wieder passieren kann, dann würde ich tun was immer ich kann um es zu verhindern, unabhängig davon ob ich damit riskiere, verhaftet zu werden. Wenn die Leute, die dafür verantwortlich sind, zur Rede zu stellen das Einzige ist, dann würde ich auch das tun, genau wie er. Für die Leute in der Stadt mag Curtis nur ein weiterer Alkoholiker sein, der sich mit jedem prügelt, den er nicht leiden kann, aber ich weiß dass er ein sehr vernünftiger Doktor und Wissenschaftler war.“

Es war nicht das beste Gesprächsthema vor einem Neuling, deswegen ging ich nicht weiter darauf ein. Aber es tut gut zu wissen, dass es jemanden gibt, der noch an ihn glaubt.

07.Oktober 2005:

Ich erhielt einen Anruf. Es der Typ von TerraSave, er meinte, er hätte Curtis gesehen. Er hätte ihn zwar nur kurz passiert, doch er war sich sicher, dass es Curtis war. Er sah ihn, als er gerade in das Savoy Hotel in Chicago ging. Das Gespräch endete damit, dass ich ihn anschrie, Curtis würde, wenn überhaupt nur hierher zurückkehren und nirgendwo hin sonst.

09.Oktober 2005:

Curtis’ Name war nicht auf der Gästeliste des Hotels. Doch eine Haushälterin dort, die sich mein Foto von Curtis ansah sagte mir, dass sie einen Gast gesehen hätte, der ihm ziemlich ähnlich sieht. Dieser Gast wohnte im Zimmer 1438. Ich ging zurück zum Empfang. Die Adresse des Mannes, der in 1438 wohnte, war von St.Louis. Aber als ich es genau nachprüfte, stellte sich heraus, dass es diese Adresse in St.Louis gar nicht gibt. Ich habe keine Ahnung, was ich hier verfolge.

23.Oktober 2005:

Ich habe heute einen Brief von deinem Freund bekommen. Erinnerst du dich an einen Kerl namens Forrest? Er hat den Brief geschrieben, weil der Name „Harvardville“, den man im Zusammenhang mit den Nachrichten über den Unfall bei WilPharma hörte, ihn an dich erinnerte. Er meinte, er sei ein Jahr nachdem du Chicago verlassen hast, dorthin gezogen. Leider kenne ich ihn nicht. Er sagte, sein Traum ist es, Arzt zu werden, wie dein Vater.

Er hat vor, Ende des Jahres mit ein paar Freunden herzukommen. Ich versuche gerade, alles um mich herum für eine Weile zu vergessen, indem ich den Brief wieder und wieder lese. Ich denke an den Teil von dir, den ich nicht kenne, denn das macht mich für eine kurze Dauer glücklich.

Gute Nacht.

01.November 2005:

Davis kam heute zum Chief.

Ich weiß nicht genau, was er wollte, doch er stürmte ins Büro mit einem wütenden Blick. Deswegen nehme ich an, dass er möchte, dass wir die WilPharma Gebäude oder sein eigenes Anwesen stärker bewachen, oder so was in der Art.

Mit der Ruhe in der Stadt ist es vorbei, nachdem die Sache mit der medizinischen Studie bei einem der drei größten Nachrichtennetzwerke bekannt wurde. Ich habe außerdem Gerüchte gehört, dass TerraSave eine große Demonstration plant.

07.November 2005:

Wir haben ein Meeting nach dem anderen. TerraSave plant eine Demonstration vor der Nationalen Medizin Konferenz, die in einer Woche stattfindet. Der Chief ist ziemlich nervös deswegen. Einige Leute in der Stadt sind immer noch absolut ruhig, als kümmere sie das alles nicht. Ganz gleich wie stark das Thema medial gepusht wird, es scheint als würde es die Menschen hier gar nicht interessieren. Alles was sie machen müssen ist, den Informationsfluss zu beenden. Dank denen, ist meine Arbeit als Polizistin damit heute beendet, ohne dass es einen Zwischenfall gegeben hat.

Vielen Dank.

Die Stadt ist sicher wie immer.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Atriiyu« (18. August 2022, 22:10)


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Freitag, 23. August 2013, 12:58

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11.08.2005:

Heute habe ich die Bilder gesehen.
TerraSave hat ein paar Bilder auf ihrer Homepage gepostet, Fotos von Opfern, die bei WilPharmas klinischen Versuchen in Indien gestorben sind.
Warum waren sie so grausam? Und warum hat sie niemand aufgehalten, bevor all diese armen Menschen getötet wurden?
Offensichtlich hat man hier die Grenzen des für klinische Studien Erlaubten ignoriert.
Wenn das alles wahr ist, werde ich WilPharma niemals verzeihen, auch wenn sie eine gesetzliche Genehmigung für ihre Gräueltaten hatten.
TerraSave hat auch gedroht, dass falls die Regierung keine Untersuchung einleiten und hart ins Gericht mit WilPharma gehen würde, sie sich direkt an das Internationale Strafgericht wenden würden.

Liebes.
Ich denke, ich hätte deinem Vater besser zuhören sollen...
Besonders wenn er über WilPharma gesprochen hat. Ich hätte...
Ich muss die Wahrheit herausfinden.
Warum hat WilPharma entschieden, ihre klinischen Tests in Indien durchzuführen?
Warum haben sie all diese schrecklichen Dinge getan?

15.08.2005:

Heute hat mich der Chief gebeten, ihn zum Mittagessen zu begleiten. Anscheinend hat ihm jemand erzählt, dass ich mich mit WilPharma beschäftige. Ich wusste, dass das passieren würde.
Seit dein Vater wegen des Einbruchs in WilPharmas Hauptsitz verhaftet wurde, scheinen sie nicht mehr glücklich mit mir zu sein. Ich kann natürlich verstehen, dass es einem Polizisten nicht angenehm ist, die Schwester eines Kriminellen als Kollegen zu haben. Bisher habe ich ihre unreifen Kommentare darüber einfach ignoriert.
Aber das wird sich ändern, falls dieses Benehmen mein persönliches Problem übersteigt und meine Männer da hineingezogen werden, was ich nicht zulassen kann.

Als sie noch in meinem Team waren, sagten sie immer, sie würden auf eine Beförderung verzichten, und dass es gut sei, wie es ist. Aber je höher der Rang, desto mehr Geld bekommst du. Sie alle haben eine Familie zu ernähren und würden hierüber sicher nicht begeistert sein.
Ich hätte ihnen ihre Liebenswürdigkeit niemals glauben dürfen, niemals.
Damals hatte sich Curtis gegen WilPharma gestellt. Er hatte etwas Verdächtiges über ihre Forschungen herausgefunden und wollte das veröffentlichen.
Wenn es nur das war, denke ich nicht, dass er einen Fehler begangen hat, sogar jetzt noch.
Aber ich muss zugeben, dass Curtis eine Grenze überschritten hat.
Auch wenn es schwer zu akzeptieren ist, seine Verhaftung war rechtmäßig und angemessen.
Wenn ich hierbei nicht ganz klar zwischen richtig und falsch entscheiden könnte, habe ich nichts mehr in diesem Job verloren.

19.08.2005:

Die Entwicklung eines neuen medizinischen Präparates kostet eine Menge Geld und Zeit.
Die Forscher müssen verschiedene Chemikalien miteinander mischen und immer wieder an Tieren ausprobieren.
Für klinische Studien darf es erst verwendet werden, wenn die Sicherheit garantiert ist.
Um die zehn Milliarden Dollar und 10 Jahre Zeit werden investiert, um letztendlich mehr Profit zu machen.
Doch es gibt einige finanzielle Risiken.
Je niedriger die Risiken, desto besser.
Zur Reduzierung der Risiken versucht man, Entwicklungszeit und -kosten so gering wie möglich zu halten.
Ein wichtiger Bestandteil dieser Politik ist es, klinische Studien im Ausland durchzuführen. Vor allem in Asien.
Die Arbeitskraft dort ist günstig und zufriedenstellend, und man hat viel mehr Mitarbeiter zur Verfügung.
So hat es ein Unternehmen auf ihrer Homepage als Begründung gepostet.

Aber nicht nur WilPharma führt ihr Unternehmen auf diese Weise, viele andere pharmazeutische Firmen tun dasselbe.
Daran wird sich nichts ändern, auch wenn es zukünftig noch mehr Tote bei zahllosen weiteren klinischen Studien gibt.
Da viele andere Unternehmen ebenfalls klinische Tests durchführen, sind auch sie von einem Vorfall wie dem bei WilPharma betroffen, weshalb es in ihrem eigenen Interesse liegt, Stillschweigen darüber zu bewahren.
Und weil es so viele Firmen tun, können wir nicht allein WilPharma die ganze Schuld zuschieben.

Curtis... Ich bin sicher, dass er immer noch auf etwas drängt...
WilPharma schweigt noch immer hartnäckig. Dieses Ereignis war nicht einmal ein Gesprächsthema bei den Einwohnern und wird bald ganz in Vergessenheit geraten.

23.08.2005:

Heute sind ein paar Leute verhaftet worden.
Sechs College-Studenten, die aus dem Osten hierher gekommen waren, unternahmen einen Protestversuch und erhoben Anschuldigungen gegen WilPharma, wurden aber bei ein paar Drinks mit einem Schreiner in ein Streitgespräch verwickelt, welches in einem Faustkampf endete.
Dieser Ort ist anders als die großen Städte. Es mag diesen Studenten unfair vorkommen, aber WilPharma in dieser Stadt anzuklagen, ist keine gute Idee.
WilPharma wird von den Einwohnern hier verehrt und nicht kritisiert. Diese Firma brachte Hoffnung und Wohlstand in die kleine alte Stadt, als sie vor zehn Jahren dem Untergang nahe war.
Ohne WilPharma wäre die Wirtschaft in dieser Stadt niemals so leistungsfähig geworden. WilPharma hat einen enormen wirtschaftlichen Einfluss auf diese Stadt.

Aber es gibt hier auch ein paar unverbesserliche Idioten wie Davis, der vermutlich als Vertreter dieser Stadt und seiner Einwohner auserwählt wird, bei der Wahl in D.C. teilzunehmen.
Diese Stadt hat sich verändert, heute ist alles anders als damals, als ich und dein Vater Kinder waren.
Curtis, wo bist du jetzt?

26.08.2005:

Heute habe ich keinen Dienst, also bin ich nach D.C. gekommen.
Über die Empfehlung eines alten College-Freundes habe ich einen Mann getroffen, der Forscher und verantwortlich für die Entwicklungsabteilung eines Pharmaunternehmens ist.
Laut ihm ist die Wahrscheinlichkeit massiver Nebenwirkungen bei klinischen Studien wie im Fall WilPharma sehr gering. Aber er konnte nicht abstreiten, dass es passieren kann.
Tatsächlich hatte sich ein mysteriöser Vorfall während seiner jungen Jahre als Forscher ereignet, wobei es offenbar auch einen Todesfall bei Versuchen gegeben hatte.
Er zögerte und ich erzählte ihm keine weiteren Details über den Fall, habe statt dessen das Thema gewechselt.
Obwohl es nur eine ganz beiläufige Bemerkung war, dass das Mittel, das sie zum Zeitpunkt des mysteriösen Vorfalls getestet hatten, heute vermutlich in Apotheken verkauft wird, verzog er sein Gesicht zu einem bitteren Lächeln.

WilPharma und dieser Vorfall waren anscheinend zu einem Thema geworden, über das die pharmazeutische Industrie oft sprach.
Wenn noch so ein ernster Vorfall wie dieser an die Öffentlichkeit dringt, wird dies ein verhängnisvoller Schlag gegen das gesamte Unternehmen sein, das ist WilPharma zweifellos bewusst, aber es musste noch einen anderen Grund für ihr anhaltendes Schweigen geben.
Inzwischen macht unter den Einwohnern das Gerücht die Runde, dass WilPharma einen geheimen Vertrag mit dem Pentagon unterzeichnet hat. Aber das ist letztendlich nur ein Gerücht, ich habe nichts weiter darüber gehört.

27.08.2005:

Da es schon eine ganze Weile her war, seit ich das letzte Mal in D.C. war, schaute ich in Katohs Bar vorbei.
"Diese Bar ist wie eine Kerze im Wind", beschwerte er sich in seinem schlechten Englisch. Er hat sich nicht verändert, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe.
Aber ich habe einen ziemlich interessanten Mann in dieser Bar kennengelernt.
Er und seine Familie sind aus Mexiko, und dem Anschein nach Millionäre. Stolz hat er mir davon berichtet, dass er bereits 132 Länder bereist hat.
Er hat hier einen Job als Fahrer gefunden, wobei er irgendwo abgestellte Mietwagen zu den entsprechenden Autovermietungen zurückbringen muss. "Ich werde dafür bezahlt, überall in den Staaten herumzureisen", sagte er.
Einer plötzlichen Eingebung folgend fragte ich ihn, ob er deinem Vater irgendwo begegnet wäre, und er antwortete geradeheraus und ehrlich mit "Nein."
Natürlich war er das nicht.

05.09.2005:

In den Nachrichten berichten sie nach längerer Zeit wieder über die Stadt. Sieht so aus, als würde es dieses Jahr wieder eine Gedenkfeier geben.
Jedes Jahr vor der Winterzeit wird eine Zeremonie abgehalten, um den Opfern der Katastrophe zu gedenken.
Bis heute gibt es ein Sperrgebiet von ungefähr einhundert Meilen um die Stadt herum. Eine namenlose und verlassene Stadt. Wegen des Vorfalls, der sich dort ereignet hat, werden immer noch Untersuchungen und Nachforschungen durch Regierung und Kongress angestellt.
Aber der Öffentlichkeit wurde bisher nichts mitgeteilt, nicht einmal uns Überlebenden.

Sieben Jahre sind seither vergangen.
Die Zeit vergeht, aber ich erinnere mich noch an die glücklichen Tage mit dir, als wäre es gestern gewesen, diese Gedanken werden niemals verblassen.

Heute habe ich einen Anruf von einem alten Freund bekommen.
Scheinbar hat er meine Adresse durch einen gemeinsamen Freund bekommen, nachdem ich vor ein paar Tagen aus D.C. zurückgekommen war.
Er erzählte mir, dass er jetzt Vater von drei kleinen Töchtern sei und endlich zur Ruhe gekommen war.
Wir hatten ein ziemlich langes Gespräch und er sagte, ich solle doch das Geschehene akzeptieren und mir ein schönes Leben machen, und damit anfangen, mein eigenes Glück zu suchen.
Vielleicht hat er Recht und ich habe mich nie von den Schatten der Vergangenheit befreit.
Aber wie könnte ich einfach akzeptieren was passiert ist und es überwinden, wenn ich keine Ahnung habe, was wirklich passiert ist?
Das kann ich nicht, ich kann nicht einfach so tun, als ob mir das alles nichts ausmacht.

13.09.2005:


Heute habe ich einen Immobilienmakler zu eurem Haus gebracht, um es zu begutachten.
Nichts Ungewöhnliches entdeckt.
Es ist jetzt Nacht und ich liege auf deinem Bett, in dem wir immer zusammen geschlafen haben. Das bringt wirklich eine Menge Erinnerungen zurück.

17.09.2005:

Endlich bekam ich die Gelegenheit, mit einem Mitarbeiter von TerraSave zu sprechen.
Als Curtis noch hier für sie arbeitete, war dieser Mann der Generalsekretär, Chef des Dienstbüros.
Ich konnte ihn noch nie leiden. Früher war er ein echt nerviger Kerl, der sich aufführte, als wüsste er alles.
Aber ich hoffte, er würde ein paar Einzelheiten über die WilPharma-Versuche in Indien kennen, die er mir mitteilen könnte.
Doch irgend etwas ließ ihn glauben, dass ich eine Spionin von der Harvardvill Polizei war.
Leute die sich trauten, WilPharma anzugreifen, hatten ein schweres Leben in dieser Stadt, das wusste er.
Er wusste, dass Leute, die anderer Meinung waren, in dieser Stadt nicht erwünscht waren.
Aufgrund dessen dachte er fälschlicherweise, dass der Zweck meiner Informationsanfrage bei WilPharmas größtem Gegner war, mich von meines Bruders Ruf zu befreien, indem ich versuchte preiszugeben, was ich über sie wusste, indem ich TerraSave Fragen stellte.
Am Ende konnte ich ihn nichts von all dem fragen, was ich unbedingt wissen wollte und saß einfach nur da.
Was zur Hölle machte ich da nur... ?

29.09.2005:

Heute war ich mit meinen SRT-Kameraden etwas trinken, um den neuen Kollegen willkommen zu heißen, der unserem Team gerade beigetreten ist.
Greg war betrunken und er sagte, was er immer sagt, wenn er betrunken ist.
"Was Curtis getan hat, war ein wenig übertrieben, aber er lag nicht falsch und tat das Richtige. Wenn ich einen geliebten Menschen verlieren würde, so wie er, und wüsste, dass so eine Tragödie wahrscheinlich wieder passieren wird, würde ich tun was auch immer nötig ist, um das aufzuhalten - ob ich dafür verhaftet würde oder nicht.
Und wenn der einzige Weg dahin darin liegt, den Verursacher damit zu konfrontieren, würde ich den starken Drang verspüren, zu seiner Zentrale zu gehen und Fragen darüber zu stellen, genau wie er es tat.
Auch wenn Curtis in der ganzen Stadt als hoffnungsloser Alkoholiker gilt, und mit jedem Streit anfängt, den er nicht leiden kann, erinnere ich mich an ihn als anständigen Arzt, der Leben rettete."

Nicht gerade das beste Thema, über das man vor einem Neuzugang diskutieren sollte, also führte ich es nicht fort.
Ich hatte keine Chance, mit dem neuen Mann zu sprechen, das ist ein wenig enttäuschend.
Aber ich fühlte mich gut bei dem Gedanken zu wissen, dass es jemanden gibt, der immer noch an ihn glaubt.

07.10.2005:

Heute morgen bekam ich einen Anruf von diesem TerraSave-Typ, bei dem ich neulich war.
Er erzählte mir, dass er Curtis gesehen hätte, sie wären nur kurz aneinander vorbei gelaufen, aber er war sicher, dass er es war. Er sah, wie er das Hotel Savoy in Chicago betrat.
Am Ende habe ich ihn angeschrien, dass es außer hier nichts gab, wohin er zurückkehren würde.
"Er kann doch nirgendwo anders leben, oder?"
Ich konnte nicht anders, als mir selbst die Schuld zu geben.

09.10.2005:

Curtis' Name stand nicht auf der Gästeliste im Hotel Savoy.
Aber ein Zimmermädchen erzählte mir, dass sie einen Mann gesehen hatte, der Curtis ziemlich ähnlich sah, nachdem ich ihr ein Foto von ihm gezeigt hatte. Sie sagte, dass der Mann in Zimmer 1438 gewohnt hat.
Mit dieser Information ging ich erneut zur Rezeption.
Dem Anmeldeformular konnte ich die Adresse des Mannes aus Zimmer 1438 entnehmen. Sie war in St. Louis.
Also rief ich in St. Louis an, um ein paar Fragen zu stellen, aber mir wurde klar gemacht, dass diese Adresse überhaupt nicht existiert.
Ich suche wahrlich nach einem Phantom.

23.10.2005:

Ich erhielt heute morgen einen Brief, der Absender ist ein guter Freund von dir.
Sein Name ist Forrest, erinnerst du dich an ihn?
Er hat dir geschrieben, weil er den Namen "Harvardville" gehört hat, als er die Nachrichten über den WilPharma-Vorfall hörte, und das hat ihn an dich erinnert.
Er sagt, weil sein Vater beruflich versetzt worden war, sind sie nach Chicago gezogen, ein Jahr nachdem du diese Stadt verlassen hast.
Es ist wirklich ein Jammer, dass ich nicht viel über ihn weiß.
Er schreibt, dass er davon träumt, Arzt zu werden, ein so guter Arzt wie dein Vater es war.
So wie es scheint, wird er Ende des Jahres mit ein paar Freunden auf einen Besuch hierher kommen.
Ich lese den Brief gerade wieder und wieder durch und versuche, alles andere einmal zu vergessen.
Ein Bild von dir, das ich nicht kenne, kam mir gerade in den Sinn, als ich an den Teil von dir dachte, den ich nicht kenne, weil mich das für eine Weile glücklich macht.
Jetzt gerade ist mein Herz von einem Gefühl des Glücks erfüllt.
Gute Nacht.

01.11.2005:

Davis hat heute unseren Chief aufgesucht.
Er stürmte in sein Büro, ich habe keine Ahnung, was passiert ist. Er sah wütend aus.
Ich nehme an, der Zweck seines Besuchs war es, uns um verstärkte Patrouillen rund um das WilPharma-Gelände und sein eigenes Haus zu bitten.
Seit alle drei Hauptnetzwerke gestern über WilPharmas klinische Versuche berichtet haben, scheint es ein wenig unruhig in der Stadt geworden zu sein.
Ich habe das Gerücht gehört, dass TerraSave eine Massendemonstration für sehr bald plant.

07.11.2005:

Wir haben neuerdings so viele Besprechungen, eine nach der anderen.
TerraSave plant eine Protestdemonstration vor der Konferenz der amerikanischen Medizinischen Vereinigung, die in einer Woche stattfindet.
Das hat den Chief ziemlich nervös gemacht.
Aber die Stadt hat sich überhaupt nicht verändert.
Die meisten Einwohner reden immer noch nicht darüber, als ob es ihnen gar nichts ausmachen würde.
Ganz egal wie nachdrücklich die Netzwerke oder Massenmedien über diesen Vorfall berichten, es scheint gerade so, als ob das Leben der Bürger davon überhaupt nicht betroffen wäre.
Wenn die Berichte aufhören, wird es bald vorbei sein.
Deshalb ist auch der heutige Arbeitstag als Polizist reibungslos vorbei gegangen.
Gott sei Dank.
Die ganze Stadt ist friedlich, wie immer.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Atriiyu« (18. August 2022, 22:11)


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Donnerstag, 18. August 2022, 22:14

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Wie schon bei "Jessicas Report" so habe ich beide Übersetzungen von Mike und Gunni veröffentlicht, einfach weil es schade und unfair ist, wenn man nur eine Übersetzung postet, obwohl beide sich die Arbeit gemacht haben und das ganze übersetzt haben. Beide Übersetzungen wurden nicht bearbeitet, außer dem Banner, den ich hinzugefügt habe. Vielen Dank an beide für die Übersetzungen! :)

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