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Sa!nt on Trip

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Freitag, 12. Februar 2016, 21:04

Review: Fallout 4

2015 war Fallout 4 eines DER am meisten erwarteten Titel überhaupt. Bethesda, Schöpfer des preisgekrönten Skyrim, versprach damals ein vollkommen neues Open World-Erlebnis. Den Spieler versetzt es in eine apokalyptische Welt, die er mit bloßen Händen wieder aufbauen muss. Nebenbei muss er sich noch mit allen möglichen Gefahren herumschlagen, welche die Apokalypse hervorgebracht hat und den entführten Sohn wiederfinden. Aber eins nach dem anderen.

Im Jahr 2077 steht die Welt vor dem Rand eines nuklearen Holocausts, von dem die Menschen allerdings noch nichts ahnen. Der Spieler schlüpft wahlweise in die Haut eines männlichen oder weiblichen Alter Ego, welcher ein normales Leben in seinem kleinen Haus führt, samt Familie und des Butler-Roboters Codsworth. Jenes Familienleben wird allerdings abrupt beendet, als plötzlich überall Sirenen ertönen und sich die Katastrophe ankündigt. Glücklicherweise stand kurz zuvor ein Mitarbeiter von Vault-Tec vor der Tür und hat einen Platz für den Spieler in einem hochmodernen Bunker (Vault) reserviert. Nur knapp können er und seine Familie dem Inferno entrinnen. Im Vault angekommen werden die Bewohner in einen Kühlschlaf versetzt, um auf die Zukunft vorbereitet zu werden. Zwischendurch fällt das System aus, und der Spieler wird Zeuge, wie zwei Personen den eigenen Sohn Shaun entführen und den Ehepartner ermorden. Nach einem weiteren Verbleib in der Kühlkapsel kann der Spieler entkommen und zieht aus, um den Entführern auf die Spur zu kommen.

Kurze Zeit später muss der Spieler ernüchtert feststellen, dass zwischen dem Erstschlag und der Gegenwart mal eben 200 Jahre vergangen sind und das einst moderne Amerika sich in eine öde Wüste verwandelt hat, die jede Menge Gefahren bereit hält. Wenigstens Codsworth hat die ganze Zeit über das Haus gehütet, so dass der Spieler sich mit ihm auf die Suche machen kann. In einer nahe gelegenen Stadt trifft er auf die letzten Überbleibsel der "Minutemen", welche sich seit jeher gegen Straßenräuber ("Raider") behaupten. Jedenfalls versuchen sie dies, da die Gruppe seit längerer Zeit zerfallen ist. Der Spieler schließt sich ihnen an, da sie die einzige Chance sind, Shaun zu finden und die Zivilisation wieder aufzubauen.

Eines der zentralen Elemente ist das SPECIAL-System. Dieses beinhaltet sieben Attribute, mit denen man seinen Charakter ausstattet: Stärke, Wahrnehmung, Ausdauer, Charisma, Intelligenz, Agilität und Glück. Jedes Attribut kann mit insgesamt 10 Punkten versehen werden und ist mit weiteren Fähigkeiten verbunden, für dessen Freischaltung ein bestimmter Attributswert notwendig ist. So kann der Spieler mehr Schaden aushalten und austeilen, besser schleichen, kompliziertere Schlösser knacken oder er wird widerstandsfähiger gegenüber seiner Umgebung. Das Ödland, welches auf den Namen "Commonwealth" hört, beherbergt immer noch zahlreiche Strahlenherde, welche an den Kräften des Spieler zehren und seine Maximalgesundheit verringern (wogegen es glücklicherweise auch wirksame Gegenmittel gibt). Bestimmte Lebensmittel oder das Trinken von kontaminiertem Wasser ziehen ebenfalls eine Strahlenvergiftung nach. Aber auch Medikamente, die dem Spieler Vorteile gewähren können, haben ihre Tücken. So kann die Einnahme mehrerer Dosen Med-X innerhalb kurzer Zeit zu Abhängigkeit führen, was den Spieler enorm schwächt.

Dreh- und Angelpunkt zur Wiederaufbau der Zivilisation ist die kleine Siedlung Sanctuary Hills. Nachdem man sich den Minutemen angeschlossen hat, wird in einem kleinen Tutorial das Bausystem erklärt. Siedlungen sind für ihre Existenz auf verschiedene Dinge angewiesen. Dazu zählen Versorgung mit Essen, sauberem Wasser und Energie, Schutz vor Überfällen und jeder Bewohner hätte auch gerne sein eigenes Bett. Ressourcen dafür lassen sich in der gesamten Welt finden. In nahezu jedem Gebäude liegt allerhand Kleinkram wie Kaffeetassen, Zigarettenstangen, Schreibmaschinen, altes Geld, Benzinkanister, Chemikalien, Werkzeug,.....herum, der nur darauf wartet, vom Spieler eingesammelt zu werden. Haben solche Sachen in anderen Spielen eher kapitalistischen Zweck, sind sie in diesem Spiel zum Herstellen von Möbeln, Generatoren, Ausrüstung usw. lebensnotwendig. In jeder Siedlung findet sich eine Werkbank, die der Spieler nutzen kann, wenn er sie vorher gegebenfalls von Gegnern geräumt hat und wo er auch direkt ohne eine Zimmerer- oder Maschinenbauerausbildung mit dem Bau beginnen kann. Wobei größere Gerätschaften wie ein leistungsstärkerer Generator, Lasergeschütze oder bessere Ausrüstungsteile die ein oder andere Extrafähigkeit benötigen. Nachteil: Macht man eine Reihe von Minutemen-Missionen hintereinander und schaltet mehrere Siedlungen frei, verliert man schnell den Überblick und kommt mit dem Bauen nicht hinterher.

Zahlreiche Opponenten wollen dem Spieler das Leben schwer machen. Neben den erwähnten Raidern und den entfernt verwandten Gunnern wären das Kreaturen, welche durch die nukleare Auslöschung hervorgebracht wurden. Dazu zählen Supermutanten (humanoide und aggressive Grünhäute), verschiedene Insektenarten, Riesenskorpione oder auch die gefürchteten Todeskrallen - das Commonwalth hält allerlei Getier bereit. Von jedem Gegner gibt es mehrere Stufen, hin und wieder taucht auch mal ein legendäres Exemplar auf, welches den Spieler beim Sieg mit einem nützlichen Gegenstand belohnt. Gegnergruppen kann man auch mit dem automatischen Zielssystem VATS begegnen, welches die Trefferchancen auf die Hitboxen eines Gegner angibt und mit dem sich ein kritischer Treffer erzielen lässt. Mit einer bestimmten Fähigkeit lassen sich damit auch die Schwachpunkte eines Gegners offen legen. Ansonsten erfordert das System ein wenig Eingewöhnung. Bessere Überlebenschancen hat man, wenn man einen Begleiter im Schlepptau hat. Dieser verschafft nicht nur Rückendeckung, sondern leistet auch als Packesel gute Dienste.

Bei der Größe der Spielwelt merkt man, dass sich 8 Jahre Entwicklungszeit bezahlt machen. Unzählige Orte, Hütten, Höhlen oder auch andere Vaults wollen entdeckt werden, in vielen verbergen sich nützliche Schätze, auch Gerüchte von Aliens machen die Runde. Die Entwickler versprechen über 100 Stunden Spielzeit, was auch keineswegs aus der Luft gegriffen ist. Neben den Hauptmissionen gibt es auch Aufgaben für die vier Fraktionen im Spiel zu erledigen. Einmal die erwähnten Minutemen, die Railroad, die Stählerne Bruderschaft und das Institut. Letzteres wird von vielen Bewohnern als Wurzel allen Übels angesehen, da es die nicht minder gefährlichen Synths hervorgebracht hat. Im Gegensatz zu Skyrim kann der Spieler nicht allen Fraktionen gleichzeitig angehören. So wird man vor die Wahl gestellt, ob man sich dem Insitut anschließen möchte. Die anderen Gruppierungen wären
avon nicht sonderlich begeistert. Die Wahl der Fraktion hat auch Auswirkungen auf das Ende.

Technisch ist das Spiel ein Leckerbissen, allerdings auch keine 1+. Modelle und Beleuchtung sorgen für eine tolle Atmosphäre, im Freien ist jedoch auf großen Entfernungen ein recht starker Treppeneffekt wahrnehmbar. Zwar wurde mit dem Patch 1.3 die Sichtweite auf den Konsolen erhöht, jedoch wäre detailmäßig einiges mehr drin gewesen. Goreffekte wirken recht billig, da sie auch durch eine Wand wirken können. Sound- und musiktechnisch macht das Spiel alles richtig, allerdings ist die deutsche Vertonung wegen teils mangelhafter Lippensynchronisation nur bedingt gelungen. Die Sprecher machen ihren Job gut, wenn allerdings Stimmen zu hören sind, obwohl die Figur ihren Mund keinen Millimeter bewegt, macht das bei so einem hochkarätigen Titel einen recht faden Eindruck. Hier hätte man ein wenig mehr Feingefühl an den Tag legen müssen.
Die zahlreichen Preise verdient Fallout 4 zu Recht. Auch wenn es Open World-Spiele gerade wie Sand am Meer gibt, bekommt man hier einen lange motivierenden Titel, der noch einige Zeit von sich reden machen wird.

Fazit: Skyrim im Endzeitgewand - top!

Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von »Sa!nt on Trip« (2. Juli 2016, 23:22)


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