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Sa!nt on Trip

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Samstag, 18. März 2017, 19:01

Review: Homefront - The Revolution




(Anmerkung: Gespielt wurde die Xbox One-Version inklusive aller Erweiterungen.)


Mit Homefront - The Revolution gesellt sich ein weiterer Open World-Kandidat hinzu. War Teil 1 noch eine Call of Duty-Adaption mit linearem Ablauf, hat beim nächsten Streich (der übrigens keinen Bezug zum Erstling besitzt) die Far Cry-Reihe ab Teil 3 Modell gestanden. Nun ist das mit den Trittbrettfahrern immer so eine Sache, können sie doch in den wenigsten Fällen ihren Vorbildern das Wasser reichen. Ob das bei der Heimatfront auch so ist?

Die Handlung spielt in Philadelphia im Jahre 2029, welches von nordkoreanischen Truppen besetzt ist, wie der Rest der Vereinigten Staaten auch. Eigentlich nur ein Traumtanz tattriger PdAK-Funktionäre, wäre da nicht der fiktive Technologiekonzern APEX, bei dem sich die USA im Laufe der Jahrzehnte immer weiter verschuldeten, während Nordkorea weltpolitisch an Boden gewinnen konnte. Irgendwann konnten die USA ihren Soll nicht mehr begleichen, was das Einsiedlerkönigreich dazu veranlasste, eine Invasion durchzuführen. Möglich wurde dies durch einen riesigen, in sämtlicher APEX-Software verstecken DDoS-Angriff, der die USA mit einem Schlag beinahe wehrlos machte. Aus der einstigen Weltmacht wurde somit ein Sklavenland, aus dessen Ruinen sich allerdings schnell eine Widerstandsbewegung bildet und welche den Protagonisten des Spiels bildet.

Der Spieler schlüpft in die Haut des Helden Ethan Brady, ganz frisches Mitglied des Widerstands (dessen Namen sicher nicht ganz zufällig gewählt wurde). Schon ganz zu Beginn bekommt er in einem Verhör hautnah mit, dass mit der Koreanischen Volksarmee (KVA, auch als "Norks" bezeichnet) nicht gut Kirschen essen ist. Nur ganz knapp können er und andere Mitglieder des Widerstandes entwischen und sie entschließen sich, die Stadt Stück für Stück zurück zu erobern und der KVA klar zu machen, wessen Boden sie betreten haben. Soweit zur Story, bei der das Spiel schon im Vergleich zu seinem Vorbild klar unterlegen ist. Die Geschichte ist leider nämlich nicht sonderlich mitreißend, teilweise vorhersehbar und die Charaktere sind teils recht flach gezeichnet. Wenn beispielsweise einer der Mitstreiter dran glauben muss, wird das weitaus nicht so dramatisch inszeniert, wie es bei Far Cry 3 der Fall ist.

Die Spielwelt gliedert sich in zwei Bereiche: Rote und Gelbe Zonen. Rote Zonen sind sowohl für Widerständler als auch für Zivilisten ein tödliches Pflaster, denn die fremden Besatzer werden auf alles schießen, was sich dorthin verirrt. Will der Spieler hier überleben, muss er ständig auf der Hut sein. Auf der Karte sind verschiedene Horchposten, Stützpunkte etc. verteilt, die der Spieler einnehmen muss, um den Sektor sicher zu machen. Überall gibt es auch versteckte Lager, an denen man sich neu eindecken kann. Hat man einen Schlüsselpunkt gesichert, steht dort fortan ein Waffenschrank zur Verfügung, an dem man seine Ausrüstung wechseln kann. Hat man es etwas eiliger, kann man auch ein Dirtbike zur Hilfe nehmen, welches allerdings auch das einzige Fahrzeug im Spiel ist. Autos oder gar Boote - Fehlanzeige. Hin und wieder gibt es dynamische Ereignisse, die auf den Namen "Unruheherd" hören. Bei diesen gilt es, Angriffe auf Widerstandslager abzuwehren, Gasanlagen zu zerstören oder Revolutionären zu helfen, die von Scharfschützen beschossen werden. In Roten Zonen patrouillieren übrigens auch riesige Luftschiffe, die mit einem Scanner Ausschau nach unvorsichtigen Widerständlern halten. Sollte man von diesen entdeckt werden, hat man die Aufmerksamkeit des gefühlt kompletten Sektors gewiss.

Gelbe Zonen hingegen sind Sektoren, in denen der graue Alltag der Einwohner von Philadelphia herrscht. Wo immer Nordkorea auftritt, kann man sich auch sicher sein, dass sie ihren totalitären Überwachungsstaat mitbringen, und da bildet diese Stadt keine Ausnahme. Überall sind die als "Friedenswächter" verniedlichten Soldaten präsent und schreiten sofort zur Tat, wenn es irgendwo Ärger gibt. Um in diesen Gebieten voranzukommen, sollte man es vermeiden, aufzufallen. Wachen sollte man möglichst aus dem Weg gehen und es ist auch nicht hilfreich, mit einer Waffe im Anschlag herumzulaufen, zumal dies Passanten verunsichern kann. Damit man überhaupt eine Chance darauf hat, den kompletten Sektor einzuverleiben, muss man die Bevölkerung bis zu einem gewissen Grad aufstacheln, damit sich diese Kampf anschließt. Dazu müssen Sabotageakte begangen, drohende Razzien vereitelt oder hochrangige Offiziere ausgeschaltet werden. Erst wenn der revolutionäre Geist der Bewohner geweckt wurde und diese zur Waffe greifen, können Stützpunkte und Außenposten angegriffen werden.

Apropos Waffen: Die modernen Schießeisen der Norks sind leider mit einer elektronischen Sicherung versehen, sodass der Spieler auf ein improvisiertes Arsenal zurückgreifen muss. Es stehen fünf Basiswaffen zur Wahl, die sich jedoch zu einer anderen Waffe umfunktionieren lassen. Die einfache Standardpistole beispielsweise kann mit wenigen Handgriffen in eine MP oder eine leise Luftdruckpistole umgebaut werden, wenn man die entsprechenden Umbaukits gekauft hat. Es gibt zwei Währungen im Spiel: Einfache Dollars und Tech-Punkte. Mit Geld werden Verbrauchsartikel, Spieler- und Waffenupgrades gekauft, die Tech-Punkte hingegen investiert man in Waffen und Ausrüstung. Es stehen noch vier zusätzliche Hilfsmittel zur Verfügung: Molotow-Cocktails, selbst gebastelter Sprengstoff, Böller zur Ablenkung und Hack-Geräte. Letztere sind nützlich, wenn der Feind Fahrzeuge und Drohen einsetzt oder um beispielsweise Lifte in Bewegung zu setzen. Alle Hilfsmittel können geworfen, ferngezündet, als Annäherungsmine verwendet oder mit einem ferngesteuerten Auto zum Ziel befördert werden, außerdem kann man sie mit gefunden Ressourcen jederzeit selbst bauen. Als dritte Währung gibt es noch Wertsachen, die überall in der Spielwelt versteckt sind und beim Shop gegen Dollar getauscht werden können (und die man allesamt einbüßt, wenn man im freien Spiel stirbt). Der Spieler kann drei Basiswaffen bei sich tragen, inklusive Umbauten hat man jedoch im Bestfall bis zu neun verschiedene Verteidigungsmöglichkeiten gleichzeitig dabei.

Wer die Far Cry-Reihe auswendig kennt, wird bei Homefront - The Revolution keine Anlaufschwierigkeiten haben, da das Gameplay zu 100 % übernommen wurde. Man sichert einen Schlüsselpunkt nach dem anderen, absolviert zwischendurch eine Hauptmission (die ebenfalls simpel gestrickt sind) oder einen Job für einen kleinen Nebenverdienst und erkundet die Spielwelt. In gesicherten Umgebungen kann man zur Verstärkung noch ein paar Kumpanen mitnehmen, was vor allen auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad angeraten ist. Ansonsten gibt es kaum Unterschiede zu Ubisofts Zugpferd. Das ist auch das größte Problem des Spiels, denn es kommt viel zu sehr wie ein Klon rüber und bietet keinerlei eigenständige Ideen oder gar Neuerungen. Grafisch sieht es dank Cry-Engine ganz gut aus, ist allerdings kein Überflieger. Zudem können auch in der aktuellen Version immer noch Bugs auftreten, z.B. bei den Jobs oder Erfolgen. Die Story ist wie anfangs erwähnt ebenfalls kein Knüller. Neben dem Hauptspiel bietet das Spiel noch einen Widerstandsmodus, bei man im Coop verschiedene Aufgaben lösen muss. Allerdings hat man schon nach knapp einem Jahr massive Schwierigkeiten, Mitspieler zu finden.

Insgesamt sind drei Story-DLC's erschienen, die vor und nach der Hauptstory spielen und in welchen der Protagonist urplötzlich eine Stimme bekommt. Die Missionen sind, wie bei heutigen Add-On's typisch, kurzweilig, aber dennoch gut gemacht. Sie gleichen von Gameplay her dem Hauptspiel, jedoch muss auf den Waffenspind verzichtet werden. Allerdings hat man auch hier kräftig von anderen Spielen abgekupfert. So ist "The Voice of Freedom" durch Metro 2033 inspiriert worden, da man hier neben den Norks auch gegen eine in der U-Bahn lebende Gang kämpfen muss und "Beyond the Walls" weist eine starke Ähnlichkeit zu Half-Life 2: Episode 2 auf - es gilt, ein Silo zu finden und eine Rakete ins All zu schießen, um einen nordkoreanischen Satelliten zu zerstören und dadurch eine NATO-Intervention zu ermöglichen.

Homefront - The Revolution ist zwar kein schlechtes Spiel, gibt sich jedoch auch keine Blöße, dass man überall bei Genrekollegen abgepauscht hat. Insgesamt wirkt es größenteils zu 08/15 und teilweise auch zu monoton. So bleibt nur ein durchschnittlicher Gesamteindruck übrig. In ca. 1-2 Jahren wird wohl niemand mehr über das Spiel sprechen.

Fazit: Far Cry 3.52 - schade drum.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Sa!nt on Trip« (18. März 2017, 19:34)